Zu einer authentischen Mittelalter-Darstellung gehört es unserer Auffassung nach auch, diese in einen nachweisbaren historischen Kontext einzuordnen. Es mag für bestimmte Personen in der Mittelalterszene durchaus opportun erscheinen, als reine Phantasie-Figuren ohne geschichtliche Wurzeln in Erscheinung zu treten. Für unsere Gruppe kam dies jedoch von Anfang an nicht in Frage. Wir möchten nicht den zehnten Sir Lancelot vom See in der Szene spielen, und auch König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte erscheint uns kein geeignetes Vorbild für eine ansonsten auf eine größtmögliche Authentizität ausgerichtete Darstellung. Aus regionaler Verbundenheit wurde daher mit Heinrich von Aspelkamp ein historisch gut belegter Ritter aus der Grafschaft Ravensberg gewählt.
Die Ritter-Familie von Aspelkamp gehörte zur Ritterschaft (Ministerialität) der Grafen von Ravensberg. Als Stammsitz der Familie ist aufgrund des Namens die heutige Stadt Espelkamp anzunehmen, auch wenn sich auf dem Gebiet dieser Gemeinde heute kein ehemaliges Rittergut mehr nachweisen läßt.
Das historisch verbürgte Wappen der Aspelkamps zeigt drei rote Spindeln auf gelbem (heraldisch also: goldenem) Grund. Die nebenstehende Abbildung stammt aus dem handschriftlichen Werk "Collectanea Ravensbergensia" des Heimatforschers Wolff Ernst Aleman (1654-1725), dessen einziges Exemplar im Stadtarchiv der Stadt Bielefeld eingesehen werden kann. Aleman bereiste jahrelang die Region und zeichnete dabei unter anderem auch die zu seiner Zeit noch im Original erhaltenen Wappen an den ehemaligen Rittersitzen ab.
In späteren Werken wird das Wappen leider oft verfälscht wiedergegeben, beispielsweise im "Wappenbuch des Westfälischen Adels", das Max von Spießen ab 1901 in Görlitz herausgab. Der dort fälschlicherweise weiß (heraldisch: silber) dargestellte Hintergrund mag wohl darauf zurückzuführen sein, daß die meisten (jedoch nicht alle!) anderen Wappen von Ritterfamilien aus der Grafschaft Ravensberg rote Objekte auf weißem Hintergrund darstellen. Die historisch völlig unkorrekt dargestellten Spindeln entspringen jedoch offenbar der Phantasie des Autors und sind ein Zeichen dafür, daß er das Original-Wappen nie gesehen hat. Leider fand die falsche Darstellung inzwischen sogar bereits Einzug bei Wikipedia. Unglücklicherweise stimmte das Stadtarchiv Bielefeld einer Veröffentlichung unserer beiden Wappen-Fotos aus Alemans Werk bei Wikipedia bislang nicht zu, so daß dort weiterhin die falsche Information verbleibt.
Wie alle Mitglieder der ravensbergischen Ritterschaft ist auch die Familie von Aspelkamp ausschließlich durch Urkunden der Grafen von Ravensberg und der umliegenden Bistümer (vor allem Osnabrück) nachzuweisen. Das erste auf diese Weise belegte Familienmitglied war Diethard von Aspelkamp, der (meist als "Theithardus" oder "Thethardus") zunächst 1221 als Zeuge einer Urkunde als Ministerialer des Grafen von Tecklenburg, dann ab Herbst 1226 unter den "ecclesie ministeriales" des Bistums Osnabrück in Erscheinung tritt. 1236 bezeugt er neben zahlreichen anderen Rittern einen Friedensvertrag zwischen dem Grafen von Tecklenburg und dem Bistum Osnabrück, in dem der Wechsel seiner Lehnszugehörigkeit ausdrücklich erwähnt wird. Letztmalig erscheint er 1244 in einer Osnabrücker Urkunde.
Diethards Bruder Hermann von Aspelkamp wird 1227 ebenfalls zunächst als Dienstmann des Grafen von Tecklenburg genannt, bezeugt 1233 jedoch eine Urkunde im osnabrücker bzw. ravensbergischen Herrschaftsgebiet. Sein Sohn Heinrich von Aspelkamp wird 1256 erstmals als Ritter und Ministeriale des Bischofs von Osnabrück genannt. Er erscheint nachfolgend jedoch häufig im Gefolge des Grafen Otto III. von Ravensberg, beispielsweise als Zeuge einer Urkunde von 1269 über den Hof Schelpmilse (auf dem Gebiet der heutigen Stadt Bielefeld). Wir gehen deshalb spätestens ab 1265 von seiner Zugehörigkeit zur ravensbergischen Ministerialität aus.
Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang auch eine Urkunde des Bischofs Widekind von Osnabrück aus dem Jahre 1265, in der dieser beurkundet, daß Graf Otto von Ravensberg vom Edelherrn Hermann von Holte und den beiden Hermann von Langen die Vogtei über die Güter des Johannisstifts zu Osnabrück erworben habe. Die Besitzer haben diese Vogtei an sechs namentlich genannte Ritter verlehnt - neben Heinrich von Aspelkamp handelt es sich dabei um fünf weitere Ritter, die eindeutig der Ministerialität des Grafen von Ravensberg zuzuordnen sind. Nachdem Graf Otto III. vom Stift sein aufgewandtes Geld zurückerhalten hat, leistet er in die Hände des Bischofs Verzicht auf die Vogtei. Die sechs Lehnsträger aber übertragen sie an zwölf Dienstmannen des Hochstifts und diese verpfänden sie dem Johannisstifte für 800 Mark. Die Rolle Heinrichs in diesem Rechtsgeschäft ergibt nur dann einen Sinn, wenn er zu diesem Zeitpunkt bereits Gefolgsmann des Grafen von Ravensberg gewesen ist.
1285 schließt Heinrich außerdem selbständige Rechtsgeschäfte mit dem Bischof von Minden und verpfändet dem Kloster Levern den Zehnten zu Wimmer anläßlich der Aufnahme zweier seiner Töchter. Bis 1296 tritt er auch noch in diversen Urkunden des Bischofs von Osnabrück als Zeuge in Erscheinung. Um 1300 wird er vom Bistum Minden mit dem Zehnten von Hüffe und Hedem im Kirchspiel Alswede belehnt, etwa um die gleiche Zeit, in der Graf Otto III. durch die Eroberung der benachbarten Burg Limberg (Foto links) sowie der Burgen in Enger und Vlotho die letzten bedeutenden Erweiterungen des Territoriums der Grafschaft Ravensberg gelingen. Angesichts der Urkundenlage dürfte Heinrich von Aspelkamp demnach ein für damalige Zeiten gesegnetes Alter von mindestens 60 Jahren erreicht haben.
In einer Urkunde des Bischofs Volquin von Minden aus dem Jahre 1288 ist erstmals ohne Namensnennung von den Söhnen Heinrichs von Aspelkamps die Rede. Namentlich erwähnt wird von diesen später nur Hermann von Aspelkamp, der erstmals 1295 als Zeuge einer Urkunde Bischof Konrads von Osnabrück auftritt. Er verpfändet außerdem 1306/07 mit Zustimmung des Bischofs von Minden dem Kloster Levern für vier Jahre einen Zehnten und schenkt den Nonnen 20 Mark als Gegenleistung für die Aufnahme seiner Tochter Oda von Aspelkamp in den Konvent. 1308 schenkt er Güter zu Kilver den Eremiten zu Herford. 1320 trägt er den Zehnten zu Alswede zu Lehen.
1336 besitzt die Familie von Aspelkamp das Burglehen zu Ravensberg mit Wohnung auf der hinteren Burg (weshalb künftig auch das Aspelkamp'sche Wappen wieder auf Burg Ravensberg angebracht werden soll - hoffentlich in der korrekten Ausführung mit roten Spindeln auf goldenem Grund!). Um 1350 gehört der Zehnte zu Hüffe noch dem Dietrich von Aspelkamp. Die Familie ist von ca. 1377 bis mindestens 1581 Besitzer der (heute völlig verschwundenen) Burg Halstenbeck im Kirchspiel Bockhorst. Der Burgdrost auf dem Limberg Alhard von Aspelkamp ist 1547 und 1581 Besitzer des Gutes Halstenbeck. Seine Tochter Catharina von Aspelkamp bringt Halstenbeck spätestens 1589 durch Ehe an Jobst von Groll zu Closter. Von 1550 bis 1581 ist Sweder von Aspelkamp Domherr in Minden und besitzt den Aspelkampschen Hof. Die Familie erlischt bald nach 1600.
So tragisch dieser Sachverhalt auch für das Geschlecht des Ritters Heinrich von Aspelkamp gewesen sein mag - für uns ist dieses Aussterben günstig, da wir uns heute mit keinen lebenden Nachfahren über die Verwendung des Familienwappens mehr auseinandersetzen müssen. Die Erfahrung hat gelehrt, daß sich daraus ernstliche Probleme ergeben können. So untersagten beispielsweise die noch lebenden Nachfahren des ravensbergischen Rittergeschlechtes von Kerssenbrock (siehe unten) einem früheren Bekannten von uns ziemlich rüde jegliche Darstellung ihres Vorfahren aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts auf Mittelalter-Veranstaltungen. Derartige Probleme bleiben uns glücklicherweise erspart!
Nachdem Edelinde, die Tochter Ottos von Northeim, aus politischen Gründen von ihrem ersten Ehemann, dem Bayernherzog Welf, verstoßen worden war, heiratete sie den Grafen Hermann von Calvelage, der in der Gegend um Vechta und Bersenbrück begütert war. Sie erhielt als Mitgift Besitzungen in der Gegend der späteren Grafschaft Ravensberg, die vermutlich ihre Mutter, eine geborene Gräfin von Werl, mit in die Ehe gebracht hatte. Zur Sicherung der neuen Besitzungen begann Graf Hermann etwa um 1080 mit dem Bau der Burg Ravensberg auf dem Südkamm des Teutoburger Waldes.
Nach seinem Tode im Jahre 1082 übernahm sein gleichnamiger Sohn die Regentschaft, der sich jetzt Graf von Calvelage-Ravensberg und ab etwa 1140 nur noch Graf Hermann von Ravensberg nannte. Er festigte seine Herrschaft durch die Fertigstellung der Ravensburg und diverse Territorialkämpfe gegen die benachbarten Grafen von Tecklenburg, Lippe und Schwalenberg sowie Auseinandersetzungen mit den Bischöfen von Osnabrück und Münster und dem Kloster Herford. Außerdem nahm er als Gefolgsmann des Sachsenherzogs Lothars von Süpplingenburg (der seinerseits mit einer Enkelin Ottos von Northeim verheiratet war) am sächsischen Fürstenaufstand gegen das Königshaus der Salier teil, laut einer Mainzer Chronik auch an der entscheidenden Schlacht am Welfesholz. 1133 begleitete er den mittlerweile zum neuen König gewählten Lothar III. zu dessen Kaiserkrönung nach Rom.
Graf Otto I. von Ravensberg beerbte 1141 seinen Vater, verlegte den Sitz seines Hauses endgültig auf die mittlerweile fertiggestellte Ravensburg (Foto links: Bergfried) und überließ die Verwaltung der nördlichen Gebiete seinem jüngeren Bruder Heinrich. Otto I. war treuer Anhänger Lothars III. und seines Nachfolgers Friedrich Barbarossa und begründete die Traditon der Ravensberger als Parteigänger der Staufer. Sein Sohn Graf Hermann II. von Ravensberg, der die Grafschaft von 1173 bis 1220 regierte, stand im Konflikt mit den Welfen unter Heinrich dem Löwen als einziger westfälischer Graf auch nach der verlorenen Schlacht auf dem Halerfelde bei Osnabrück noch treu zum Kaiser, während der dort gefangengenommene Graf Simon von Tecklenburg zu Heinrich dem Löwen überlief.
Dies und die Anhängerschaft der Herren zur Lippe an die Welfen führte zu mehrere Generationen überdauernden Fehden der Ravensberger mit ihren Nachbarn im Westen und Osten. 1202 noch in offener Schlacht von den Tecklenburgern besiegt und gefangengenommen (deren Graf Simon I. dabei aber auf dem Schlachtfeld fiel), gewann Hermann II. nach der Niederlage der Welfen in der Schlacht von Beauvines 1214 Oberwasser, zumal Graf Otto I. von Tecklenburg dort gefangengenommen wurde und Hermann II. zur Lippe in letzter Minute doch noch zu den Staufern übergelaufen war. Hermann II. von Ravensberg nutzte die Gunst der Stunde und gründete zur weiteren Befestigung seiner Herrschaft noch im selben Jahre 1214 die Stadt Bielefeld.
Nach Hermanns Tod im Jahre 1220 konnten sich seine beiden Söhne, Graf Otto II. von Ravensberg und Graf Ludwig von Ravensberg, nicht auf eine gemeinsame Regentschaft der Grafschaft einigen, so daß im Jahre 1226 unter Vermittlung des Bischofs von Paderborn eine Erbteilung vorgenommen wurde, von der sich die Grafschaft Ravensberg nie wieder erholen sollte. Otto erhielt die nördlichen Besitzungen um Vechta sowie die östlichen Gebiete um Vlotho, während Ludwig mit der Ravensburg und der Stadt Bielefeld einen kleineren, jedoch letztlich vielleicht wertvolleren Teil zugesprochen bekam. Durch die Teilung in zwei Kleinstaaten zersplittert, war die Rolle der Grafschaft als ernstzunehmender eigenständiger Machtfaktor im deutschen Reich jedoch dahin.
Obwohl die beiden Brüder in verschiedenen Fehden gegen die Tecklenburger zunächst siegreich blieben und dabei alte Rechte und Besitztümer zurück erlangten, versprach Graf Otto II. in einem vergeblichen Versuch, einen dauerhaften Frieden zu sichern, im Jahre 1238 seine noch im Kindesalter befindliche Tochter Jutta dem Erben des Hauses Tecklenburg, Heinrich III., zur Frau. Obwohl dieser kurz darauf starb, verlangten nach dem Tode Ottos II. im Jahre 1244 die Tecklenburger die Herausgabe von Juttas Erbe (Vechta und Vlotho), was an Stelle des eigentlich angestrebten Friedens nur zu weiteren blutigen Fehden führte. Im Jahre 1248 fiel Vlotho zunächst an den Grafen Heinrich von Oldenburg, einen Schwager des Grafen Heinrich von Tecklenburg.
Die nördlichen Besitzungen, die Otto II. gehört hatten, gingen auf wesentlich unblutigere Weise, aber dafür um so endgültiger verloren. Im Jahre 1252 verkauften seine Witwe Gräfin Sophie und ihre Tochter Jutta das gesamte Gebiet für 40.000 Mark (heutiger Geldwert: etwa 20 Millionen Euro) an das Bistum Münster, was ganz nebenbei für das stets eng mit den Grafen von Ravensberg verbundene Bistum Osnabrück die katastrophale Auswirkung hatte, daß die Hälfte seines kirchlichen Einflußbereiches auf einmal (zunächst zwar nur politisch) zum benachbarten Bistum Münster gehörte und als Spätfolge dieses Verkaufes bis auf den heutigen Tag zu dessen Kirchenprovinz gehört. (Siehe dazu die Karten der beiden Bistümer auf den hier verlinkten Wikipedia-Seiten.)
Diese Schmach mußte Ludwig von Ravensberg nicht mehr erleben. Bereits im Jahre 1249 war er verstorben und hatte seine Hälfte der Grafschaft seinen noch unmündigen Söhnen Otto, Ludwig und Johann hinterlassen. Zwar entstammten alle drei Kinder seiner kurzen zweiten Ehe mit Adelheid von Ratzeburg, aber da er zuvor (kinderlos) bis zu ihrem Tode im Jahre 1244 mit Gertrud, einer Schwester Bernhards III. zur Lippe, verheiratet gewesen war, erklärte Bernhard sich kurzerhand selbst zum Vormund der Kinder seines früheren Schwagers. Als Adelheid darauf mit ihren Söhnen zu ihrer Verwandtschaft nach Ratzeburg floh, besetzte Bernhard mit seinen Männern gewaltsam für acht Jahre die Burg Ravensberg (Foto rechts: heutiger Bauzustand).
Nach der Niederlage gegen die umliegenden Landesherren und die Anhänger Adelheids in der Schlacht auf dem Wolfeskampe bei Dortmund im Jahre 1254 mußte sich Bernhard auf die Ravensburg zurückziehen, wo er offenbar über ein Jahr lang belagert wurde. Im Jahre 1257 mußte er schließlich aufgeben und in einem Friedensvertrag jeglichen Ansprüchen auf Burg Ravensberg entsagen. Seine Vertragspartner waren dabei nicht etwa die Gräfin Adelheid und ihre Söhne, sondern die ravensbergischen Ministerialen, die dabei erstmals geschlossen im Sinne einer Landesritterschaft auftraten. Möglicherweise bildete sich während dieser Zeit bereits der spätere "harte Kern" der Ritterschaft heraus, der später stets aus den Mitgliedern eines eng begrenzten Kreises von Familien die Besatzung der herrschaftlichen Landesburgen stellte.
Einen nicht zu unterschätzenden Faktor für das Überleben der Grafschaft Ravensberg während dieser schweren Jahre dürfte das bedeutendste Werk des Grafen Ludwig dargestellt haben: Ab ungefähr 1240 hatte er (in weiser Voraussicht bezüglich zu erwartender neuer Fehden mit den Tecklenburgern und Lippern) auf dem Bergsporn oberhalb der von seinem Vater Hermann II. gegründeten Stadt Bielefeld die neue Burg Sparrenberg errichten lassen (Foto links: Bergfried), vielleicht anstelle einer älteren, einfacheren Befestigung. 1256 erstmals urkundlich erwähnt, bildete sie jetzt das neue Machtzentrum der Grafschaft.
Daß Ludwigs ältester Sohn, Graf Otto III. von Ravensberg, nach der Okkupation durch die Lipper schließlich doch noch sein Erbe antreten konnte, dürfte in nicht unerheblichem Maße der neuen Burg zu verdanken gewesen sein. Mehr noch: Diese beschützte nicht nur den aufblühenden Handel in der jungen Stadt Bielefeld (die möglicherweise bereits 1270 Mitglied der Hanse wurde), sondern bildete auch einen sicheren Rückhalt für die zumeist erfolgreichen militärischen Operationen des Grafen, in denen er unter seinem Vater verlorengegangene Territorien zurückgewinnen und das Gebiet seiner Grafschaft noch einmal erheblich ausdehnen konnte.
Im Jahre 1264 beendete Otto III. eine Fehde mit dem Grafen von Gesmold siegreich. 1267 nahm er auf Seiten von Erzbischof Engelbert II. von Falkenburg an der Schlacht bei Zülpich teil. Danach richtete er sein Augenmerk zunächst auf die Absicherung seiner Herrschaft gegenüber seinen östlichen Nachbarn, den Herren zur Lippe. Obwohl er 1271 Hedwig zur Lippe, eine Tochter seines ehemaligen selbsternannten "Vormundes" Bernhard III., geheiratet hatte, schloß Otto 1277 ein geheimes Bündnis mit den Bischöfen von Münster und Osnabrück sowie dem Stift Herford gegen die Lipper, die sich unter Simon I., dem Enkel Bernhards III., zu klassischen Raubrittern entwickelten und vor allem Raubzüge im Gebiet des Stiftes Osnabrück unternahmen.
Daneben konzentrierte sich Otto auf den Ausbau der Grafschaft mit ihren teils weitverstreuten Besitzungen zu einer zusammenhängenden Territorialherrschaft. (Foto rechts: Burg Sparrenberg mit dem Bergfried und dem heutigen Hauptgebäude.) Ähnliche Bestrebungen der Landesherren waren damals in ganz Deutschland zu beobachten. Zahlreiche Urkunden aus dieser Zeit belegen Ottos Fortschritte bei dem Versuch, seinen Machtbereich durch den Tausch entfernter Güter und Hoheitsrechte gegen solche innerhalb seines eigenen Interessengebietes abzurunden. Die finanziellen Mittel dafür und vor allem auch für die in der späteren Phase seiner Regentschaft unternommenen Anstrengungen zur territorialen Erweiterung der Grafschaft erlangte er von unerwarteter Seite.
Ottos Mutter Adelheid war in erster Ehe mit dem reichen dänischen Fürsten Johann Jakobsen verheiratet gewesen. Ihr Sohn aus dieser Ehe, Johann Johannsen, auch "Johannes der Kleine" genannt, starb 1265 und vererbte seine Güter seinem Halbbruder Otto von Ravensberg, der so ein bedeutender Lehnsmann des dänischen Königs wurde. In der Folgezeit bezeugte er mehrfach wichtige dänische Staatsurkunden als Zeuge an vorderster Stelle. Durch den Verkauf dänischer Besitzungen erlangte Otto die nötigen Mittel, um die Rückgewinnung der unter seinem Vater verlorengegangenen Burg Vlotho zu betreiben und zugleich seine feindlichen Nachbarn sowie den Erzbischof von Köln, der mit Macht seine bislang nur auf dem Papier bestehenden herzoglichen Rechte in Westfalen durchzusetzen versuchte, in die Schranken zu weisen.
Nach dem Tode des Grafen Heinrich von Oldenburg im Jahre 1270 erhob Otto III. von Ravensberg Anspruch auf das erbliche Anrecht seines Hauses auf Vlotho und nahm zusammen mit seinem Vetter, dem Edelherrn Heinrich zum Berge, die Burg wieder in Besitz, wobei dem Vetter die eine Hälfte der Burg überlassen blieb. (Foto links: Südwestbastion.) Dessen Sohn Gerhard, der sich später außerdem mit den Lippern verbündete, verkaufte seine Hälfte 1290 dem Erzbischof von Köln, Siegfried von Westerburg. Dieser warb den Burggrafen Hermann von Stromberg als Burgmann zu Vlotho an und verpflichtete ihn zur Verteidigung der Burg gegen die Grafen von Ravensberg. Vergeblich: Hermann von Stromberg wurde bereits 1292 von Otto III. gefangen genommen, mußte die ganze Burg Vlotho den Ravensbergern ausliefern und darüber hinaus anstatt eines Lösegeldes die Burg Limberg mitsamt der dazugehörigen Herrschaft Börninghausen abtreten.
Nachdem sich durch den Hinzugewinn der Burgen Vlotho und Limberg mit den dazugehörigen Territorien das Gebiet der Grafschaft Ravensberg erheblich vergrößert und nunmehr die weiteste Ausdehnung seit der folgenschweren Erbteilung des Jahres 1226 erreicht hatte, blieb für Otto III. nur noch ein Problem zu lösen. Nach wie vor plünderten die Herren zur Lippe von ihrer Burg Enger aus regelmäßig die umliegenden Landstriche. Schließlich verbündete sich Otto mit seinem jüngeren Bruder Ludwig, der ab 1297 Bischof von Osnabrück war, sowie den Bischöfen von Minden und Paderborn und der Stadt Herford gegen die Lipper. Burg Enger wurde 1302 erobert und dem Erdboden gleichgemacht, Simon I. zur Lippe kurzerhand für sechs Jahre in einen aus rohen Eichenbohlen gezimmerten Käfig im Bucksturm in Osnabrück gesperrt. Die bis dahin lippischen Besitzungen in und um Enger wurden jetzt der Grafschaft Ravensberg einverleibt. Graf Otto hatte über alle seine Widersacher triumphiert.
Otto III. starb 1306 und wurde neben seiner Frau im Chor der Marienkirche in Bielefeld beigesetzt, der Stiftskirche des von ihm 1293 gegründeten Kanonikerstiftes. Sein Grabmal (Foto rechts) ist noch heute erhalten. Die beiden ältesten der vier Söhne des Paares, Hermann und Ludwig, waren bereits vor ihrem Vater gestorben. Nachfolger als Graf wurde daher der dritte Sohn, Otto IV. von Ravensberg, der ebenso wie der jüngste Bruder, Bernhard, zunächst Geistlicher geworden war, zur Erhaltung der Erbfolge aber in den weltlichen Stand zurücktrat. Er heiratete 1313 Margaretha von Berg, die Erbin der Grafschaft Berg. Damit bestand für das Haus Ravensberg die berechtigte Aussicht, über kurz oder lang zu einer nie zuvor gekannten Bedeutung in Westfalen aufzusteigen.
Dazu sollte es jedoch nicht mehr kommen. Otto IV. vermied offenbar während der gesamten Zeit seiner Regentschaft jegliche Auseinandersetzungen mit seinen Nachbarn. Er unterstützte nicht einmal seinen Onkel Ludwig, den Bischof von Osnabrück, in dessen Fehde gegen die Lipper und Tecklenburger. In deren Verlauf wurde der Bischof 1308 in der zweiten Schlacht auf dem Halerfelde bei Osnabrück tragischerweise von seinen eigenen Leuten erschlagen, die ihn unter seinem geschlossenen Topfhelm nicht erkannten und mit dem gegnerischen Grafen von der Mark verwechselten. Damit schwächte sich die Machtposition der Ravensberger bereits empfindlich, und die ereignislose Regentschaft Ottos IV., der 1328 ohne männlichen Erben verstarb, trug ebenfalls zum Niedergang bei.
Sein Erbe trat der jüngste Bruder, Graf Bernhard von Ravensberg, an, der früh in den geistlichen Stand eingetreten war und spätestens seit 1287 Propst des Stifts Schildesche war, später auch Domherr in Osnabrück und Münster. Im Jahr 1303 studierte er an der Universität Bologna, was für einen Grafensohn aus dem tiefsten Westfalen für die damalige Zeit als außerordentlich fortschrittlicher Bildungsgrad gelten muß. Bernhard war auch der erste Graf von Ravensberg, der nachweislich in der Lage war, seine eigenen Urkunden selbst zu verfassen, und keinen Priester als Schreiber benötigte. Er gab auch als regierender Graf seine geistlichen Ämter nicht gänzlich auf, trat somit nicht vollständig in den weltlichen Stand zurück und verzichtete insbesondere auch darauf, zu heiraten, um die männliche Linie des Hauses Ravensberg fortzuführen, die somit mit seinem Tode im Jahre 1346 ausstarb.
Graf Bernhard sah seine Lebensaufgabe offenbar darin, die Grafschaft Ravensberg (links: Karte von 1645) als Ganzes zu erhalten und durch Erbgang einem möglichst großen, mächtigen Territorium anzuschließen. Deshalb entschied er, daß die Grafschaft nicht unter den verschiedenen, potentiell erbberechtigten Nachkommen seiner fünf zum Teil bereits verstorbenen Schwestern und seines verstorbenen Bruders Otto IV. aufgeteilt wurde, sondern als Ganzes dessen Tochter Margaretha zufiel, die 1338 den Grafen Gerhard von Jülich heiratete und nach dem Tode des Grafen Adolf VI. von Berg im Jahre 1348 auch die Grafschaft Berg erbte. Auf diese Weise entstand ein recht bedeutendes Staatengebilde, um das sich viel später nach der Vereinigung mit dem Herzogtum Kleve und der Grafschaft Mark als "Vereinigte Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg" im Jahre 1609 der Jülich-Klevische Erbfolgestreit zwischen den Häusern Brandenburg und Pfalz-Neuburg entzündete, der als einer der Auslöser des Dreißigjährigen Krieges angesehen werden kann. Aber das steht auf einem ganz anderen Blatt im großen Buch der Geschichte...
Fazit: Aus unserer Sicht stellt die Zeit der Herrschaft Graf Ottos III. eindeutig den interessantesten Teil der Geschichte der Grafschaft Ravensberg dar. Auf die Usurpation durch Bernhard III. zur Lippe, die auch durch den entschiedenen, geschlossenen Widerstand der ravensbergischen Ritterschaft beendet wurde, folgt eine erfolgreiche Regentschaft, die als die letzte Blütezeit des Hauses und der Grafschaft angesehen werden kann. Sowohl militärische (Fertigstellung der Sparrenburg, Eroberung der Burgen Vlotho, Limberg und Enger) als auch zivile Ereignisse (Handel und Hanse, Territorialpolitik, internationale Verbindungen mit Dänemark) bieten viel Raum für eine große Bandbreite an historischer Darstellung.
Das Rittergeschlecht der Herren von Aspelkamp war natürlich nur eine von mehreren adeligen Familien der ravensbergischen Ministeralität und unter diesen auch keine der bedeutendsten, wenngleich zumindest seit der Zeit Ottos III. eine Zugehörigkeit zum (gelegentlich in Urkunden erwähnten) geheimen Rat der Grafen angenommen werden darf. Im Folgenden möchten wir eine kurze Übersicht über diejenigen Vertreter der ravensbergischen Ritterschaft geben, die während der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts urkundlich belegt sind und somit als Zeitgenossen "unseres" Heinrich von Aspelkamp gelten können.
Für jeden Ritter oder Knappen ist der Zeitraum seiner Erwähnung in Urkunden der Grafschaft Ravensberg und der umliegenden Bistümer Osnabrück, Münster, Paderborn und Minden angegeben, soweit wir dies zum Zeitpunkt unserer historischen Forschungen (Sommer 2002) ermitteln konnten. Neben einigen Kommentaren zur Person und zum Wappen (soweit erforderlich) haben wir auch kurze Informationen über den Verbleib der Familie hinzugefügt. Für eine umfassende Aufstellung der einzelnen Urkunden, in denen die jeweilige Person erwähnt wird, ist hier nicht der geeignete Platz, zumal die Ritter meist nur als Zeugen auftreten und keine eigenen Rechtsgeschäfte vornehmen, die für die Familiengeschichte relevant wären. Wir verweisen statt dessen auf die Urkundenbücher und die einschlägige Fachliteratur.
Unter den nachfolgend gezeigten Wappen stammen die handgezeichneten aus den bereits erwähnten "Collectanea Ravensbergensia" von Wolff Ernst Aleman (1654-1725), die gedruckten hingegen aus dem "Wappenbuch des Westfälischen Adels" (Görlitz, 1901-1903) von Max von Spießen (1852-1921). Für beide Werke ist der Copyright-Schutz nach deutschem Recht abgelaufen, da seit dem Tode des jeweiligen Autors mehr als 70 Jahre vergangen sind. Die Benutzung unserer fotografischen Reproduktionen auf dieser Webseite ist somit eindeutig rechtlich zulässig. Von einer Verwendung in anderem Kontext ohne vorherige Absprache bitten wir jedoch höflichst Abstand zu nehmen.
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Knappe Johann von Aschen (Asce, Aska), urkundlich erwähnt: 1291-1294
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Ritter Heinrich von Aspelkamp, urkundlich erwähnt: 1256-1300
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? | Ritter Rudolf von Blasheim (Blasne), urkundlich erwähnt: 1259-1269
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Ritter Albert Bock (auch: Buck), urkundlich erwähnt: 1290
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Ritter Siegfried von Brinke, urkundlich erwähnt: 1231-1257
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Ritter Gerlach von Burgbeke, urkundlich erwähnt: 1265-1270
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Ritter Johannes von dem Busche, urkundlich erwähnt: 1249-1291
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Ritter Reinbert von dem Busche, urkundlich erwähnt: 1256-1297
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Ritter Hugo von Dehem, urkundlich erwähnt: 1268-1270
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Knappe Theoderich von Dehem, urkundlich erwähnt: 1281-1288
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Knappe Albert von Dono (Donowe), urkundlich erwähnt: 1293-1294
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Ritter Lippold von Dranthem (Dranchem), urkundlich erwähnt: 1291-1298
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? | Knappe Gerhard Düvelskop (Duvelescop), urkundlich erwähnt: 1246-1276
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Ritter Hermann Gogreve, urkundlich erwähnt: 1286-1288
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Ritter Rotger Hadewig, urkundlich erwähnt: 1265-1270
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Knappe Johannes Hadewig, urkundlich erwähnt: 1265-1294
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Knappe Winandus Hadewig, urkundlich erwähnt: 1265-1294
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Ritter Ludwig Haken (Uncus), urkundlich erwähnt: 1258-1277
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Ritter Eckard von Horne, urkundlich erwähnt: 1285-1298
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Ritter Johannes von Kerssenbrock, urkundlich erwähnt: 1265-1298
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Ritter Bernhard von Ledebur, urkundlich erwähnt: 1259-1267
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Ritter Diethard von Ledebur, urkundlich erwähnt: 1280-1298
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Ritter Rudolf Nagel, urkundlich erwähnt: 1243-1270
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Ritter Themo Nagel, urkundlich erwähnt: 1265-1294
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Ritter Ludolf Nagel, urkundlich erwähnt: 1275-1292
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Ritter Heinrich Stenhus, urkundlich erwähnt: 1281-1286 (auch als Richter)
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Ritter Werner Todranck, urkundlich erwähnt: 1244-1269
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Ritter Heinrich Top, urkundlich erwähnt: 1241-1297
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Ritter Regenbodo Top, urkundlich erwähnt: 1265-1279
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Knappe Bernhard Top, urkundlich erwähnt: 1282-1310
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Knappe Eberhard Top, urkundlich erwähnt: 1296
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Ritter Eberhard von Varendorf, urkundlich erwähnt: 1276-1285
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Ritter Balduin von Varendorf, urkundlich erwähnt: 1285-1286
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Ritter Heinrich Vincke, urkundlich erwähnt: 1249-1279
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Ritter Herbord Voss, urkundlich erwähnt: 1259-1275
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Quellen (u. a.):